Es ist unübersehbar einer der Trends des vergangenen Jahres:
Handlettering – die kleine Schwester der Kalligraphie. Grund genug, das Schönschreiben einmal selbst auszuprobieren.
Für den Workshop heute habe ich mir jedoch Verstärkung vom Profi geholt:
Wie ihr euer eigenes Handlettering Kunstwerk erstellen könnt, zeigt euch nämlich heute die wunderbare Jeannette Mokosch, die eine wahre Meisterin des Schönschreibens ist und verrät neben hilfreichen Tipps und Tricks, welche Materialien ihr für den Anfang benötigt und stellt ihre Art der Digitalisierung anhand von Photoshop vor.
Viel Freude beim Lesen und Ausprobieren und ein herzliches Dankeschön an dich, liebe Jeannette!
Immer häufiger sieht man in Bloggrafiken oder hübschen Magazinen den Gebrauch von Handlettering-Elementen. Wie ihr einfach und schnell eine eigene Handlettering-Anfertigung herstellen könnt, z.B. ein Kunstdruck für die Wohnung, möchte ich heute mit euch teilen.
Handlettering – diese Materialien braucht ihr:
1. Pinsel:
Am besten probiert ihr verschiedene Pinsel aus und wählt den, der in euren Augen die schönsten Ergebnisse erzielt.
Ich persönlich verwende meist den DaVinci Pinsel Nr.6, denn mit seiner dünnen Spitze und dem etwas dickeren Ende kann man sowohl feine, als auch dicke Linien zeichnen.
Für grobe Effekte nehme ich einen uralten Borstenpinsel, der inzwischen so abgenutzt ist, dass er raue, kratzige Spuren hinterlässt.
Natürlich könnt ihr auch einen Brush Pen (Wie auf der Grafik abgebildet, z.B. von Pentel) erwerben. Dabei handelt es sich um einen Pinselstift mit eigener Farbkatusche, der den Vorteil hat, dass ihr ihn auch unterwegs gebrauchen könnt, ohne all die anderen Materialien mitschleppen zu müssen. Voraussetzung ist dieser Brush Pen aber auf gar keinen Fall, ich selbst greife sogar häufiger zum Pinsel, weil die Möglichkeiten mit Wasser, Farbe und Pinsel vielfältiger sind.
2. Papier:
Verwende unbedingt ein sehr festes Papier, da mit viel Wasser und Farbe gearbeitet wird und das Papier ansonsten schnell aufweichen oder reißen würde.
Am besten eignen sich tatsächlich Aquarellblöcke, die an den Seiten geklebt sind, damit sich das Papier nicht wellen kann. Ein schöner zusätzlicher Nebeneffekt: Die Struktur von Aquarellpapier hinterlässt tolle Effekte.
3. Farbe:
Jede haushaltsübliche schwarze Wasserfarbe, ob aus der Tube oder dem Tuschekasten, eignet sich prima. Eine andere saubere und günstige Lösung ist die Black India Tusche (Erhältlich u.a. bei Obi).
Sie eignet sich zwar nicht so gut für Kalligrafiearbeiten, aber für Brushlettering-Projekte ist sie super und immer gleich einsatzbereit.
4. Bildbearbeitung:
Du benötigst einen Scanner (Die besten Ergebnisse erzielt man bei einer Auflösung von 600 dpi oder höher) und ein Bildbearbeitungsprogramm (Für dieses Tutorial verwende ich die Photoshopversion CS6)
Nun kannst du loslegen:
Einfache Pinselführung auf altem Papier sind die besten Einsteigerübungen.
Bevor Du kunstvolle Buchstaben schreibst, würde ich Zickzacklinien, Wellen oder Schlaufen malen, damit Du ein Gefühl für deinen Pinsel bekommst.
Generell kannst Du darauf achten, dass der Pinseldruck zunimmt, wenn Du ihn nach unten führst und der Druck nachlässt bei Linien, die nach oben gehen.
Zusätzlich steht an meinem Arbeitsplatz ein Teller mit etwas Wasser, auf dem ich die schwarze Farbe verwässern kann, was hübsche Aquarelleffekte erzielt. Erschrick nicht, wenn die schwarze Farbe auf dem Papier viel weniger Deckkraft hat, als Du Dir das vorgestellt hast und Dir die Ergebnisse zu blass erscheinen. Das ist ganz normal und wird später im Bildbearbeitungsprogramm nachgebessert.
Auch über die Anordnung der einzelnen Worte musst Du Dir nicht den Kopf zerbrechen, denn auch das wird später in Photoshop geändert. Konzentriere dich ganz auf das Wort, das Du, wenn es Dir hilft, auch mit Bleistift vorzeichnen kannst.
Mich persönlich stören aber die Vorzeichnungen, denn die Arbeit mit dem Pinsel lebt ja gerade von unperfekten Ergebnissen.
Ein kleiner Tipp: Weniger ist mehr! Worte haben die schönste Wirkung, wenn sie sich entfalten können und Platz haben.
Ein bis zwei Worte reichen für ein DIN A4 Blatt völlig aus, denn je weniger Platz Du hast, desto mehr musst Du bei den Buchstaben quetschen.
Handlettering Digitalisierung:
Die getrockneten Handletteringwerke scanne ich mit 600dpi Auflösung in Graustufen ein und öffne die Originalgrafik auf einer weissen DINA4-Hintergrundebene in Photoshop.
Falls Du nicht in Graustufen scannen kannst, verringere die Sättigung des Bildes auf 0.
Nach dem Rastern der Scan-Ebene verwende ich die Tonwertkorrektur ( Unter: Bild – Korrekturen – Tonwertkorrektur)
Die oberen Regler verschiebe ich solange, bis ich meinen gewünschten Effekt bekomme.
Nach diesem Schritt sollte die Papierstruktur fast ganz verschwunden sein.
Mit dem Radierer kannst Du verbliebene sichtbare Spuren des Papiers entfernen, wie z.B. den Rand des Scans, der nach der Bearbeitung auch auf meiner Beispielgrafik noch sichtbar ist.
Für die Anordnung der Worte verwende ich das Lasso-Werkzeug, mit dem ich grob das Wort umrande, kopiere und in einer neuen Ebene öffne. Auf diese Weise kann ich Texte im Nachhinein setzen, bis sie mir gefallen.
Zur Überprüfung mache ich am Ende meiner Arbeit einen Probedruck und untersuche das Blatt nach Stellen, die nicht sauber geworden sind und bearbeite die Grafik ggf. nach.
Ganz viel Freude bei der Erstellung eurer eigenen Handlettering-Projekte,
bei Fragen stehe ich euch natürlich gerne zu Verfügung.
Von Herzen eure Jeannette
www.jeannettemokosch.com
18 Kommentare
Sabine / Insel der Stille
26. März 2015 at 8:28Ganz lieben Dank für diese ausführliche Anleitung 🙂
Da bekommt man gleich Lust loszulegen und sich mal auszuprobieren!
Herzliche Grüße,
Sabine
Nicole Stars
26. März 2015 at 8:45Wow, das ist eine richtig tolle Anleitung!
Genau sowas habe ich schon immer mal gesucht!
Habs mir direkt mal abgespeichert!
Liebst, Colli von TOBEYOUTIFUL
Salma
26. März 2015 at 9:05DAS ist ja mal eine tolle Anleitung!!! 🙂 Mal schauen, ob ich sowas hinkriege! Find ich super, danke dafür! 🙂
GLG
Salma
Kathi O
26. März 2015 at 13:40Das ist ein richtig tolles Tutorial geworden! Vielen Dank 🙂
Alles Liebe,
Kathi
Tonkabohne Sabine
26. März 2015 at 14:41Liebe Rebecca & Jeanette,
Ein genialer Post 🙂
Ich freue mich sehr eine so verständliche Anleitung bekommen zu haben.
Herzlichen Dank,
Sabine
Vicky - stories & smiles
26. März 2015 at 15:02Das ist ja mal toll <3
Ich liebe dieses handlettering!!!
Liebste Grüße, Vicky
Jeannette Mokosch
26. März 2015 at 16:49Die ganzen Rückmeldungen freuen mich sehr! Klasse, wenn es zum Ausprobieren
einläd. Von Herzen ganz liebe Grüße, Jeannette
copy.cat
26. März 2015 at 18:39Sehr toll! 🙂 Leider hab ich kein Photoshop, aber sieht sehr schön aus.
Liebe Grüße!
Petra
Sonia
26. März 2015 at 23:09Oh das habe ich seid meiner Ausbildung nicht mehr gemacht … Jetzt hast du mich inspiriert ^^ Danke!
lg Sonia
http://www.yellowgirl.at
allemeineleidenschaften
27. März 2015 at 6:21Boah, wie geil ist das denn??
VIELEN VIELEN DANK und herzlichste Grüße,
Suse
Fröken Su
27. März 2015 at 10:44Oh wie schön das aussieht! Leider würde das bei meiner Handschrift nie so toll aussehen…
Lg
susanne
Anonym
27. März 2015 at 20:25Oh, das sieht wirklich schön aus. Mein Problem war bisher leider bei allen Brushlettering und Kalligraphieversuchen, dass ich Linkshänderin bin und es dadurch leider irgendwie nie so wird wie ich es mir wünsche.
LG,
Anne Kea
detailmagic
1. April 2015 at 9:42Hey Rebecca und Jeannette 🙂
Ich bin total begeistert von diesem tollen Beitrag! Die Tipps sind wirklich hilfreich und ich werde mich auf jeden Fall auch mal an das Handlettering versuchen 🙂 Vielen vielen Dank für die ausführliche Anleitung!
Liebste Grüße und ein schönes Osterfest euch beiden,
Lisa von http://detailmagic.blogspot.de
doro K.
11. April 2015 at 8:08danke. das ist toll! endlich ein nicht.englischer beitrag zu diesem thema!
klasse.
♥liche Grüße, doro K.
Xara Xaritou
21. Juli 2015 at 15:11So ein schöner Blog!!!
Céline B
15. Januar 2016 at 20:43Toll, ich bin gerade dabei Typografie zu meinem neuen Hobby zumachen 🙂 Da kommen mir solche Tipps gerade Recht! Also vielen Dank! Zuerst habe ich mich erstmal mit Stiften geübt, doch jetzt probiere ichs auch mal mit Pinseln 😉
Liebe Grüße Céline
http://www.thisisallinmymind.blogspot.de
Verena
20. Dezember 2016 at 12:29super gute Tipps, vielen Dank! LG Verena von http://www.brushmeetspaper.com
Timoo
18. Mai 2017 at 14:13Der Tipp mit der Tonwertkorrektur ist auf jeden Fall gold wert! Ansonsten hat man immer irgendwie Papierfarbe im Scan und das Bild wirkt etwas "schmutziger".
Ich habe sogar noch eine Ergänzung dazu: Selbst bei einem Foto (spart manchmal das nervige Scannen) eignet sich eine Tonwertkorrektur. Wenn ihr anschließend eine Verlaufsmaske drüberlegt, könnt ihr auch ungleiche Belichtungen des Zettels prima ausgleichen. Vielleicht sollte ich dazu mal ein kleines Video machen… 🙂